Historie

Köln-Ostheim und seine Veedel*a

(mit Unterstützung des Archäologen Christoph Stahlmann)

Die früheste Erwähnung Ostheims stammt aus dem Jahr 1147 aus einer Urkunde. In dieser bestätigt der Papst Eugen III. der Abtei Deutz ihren Besitz, auch das bäuerliche Hofgrundstück, das Quartier „(In) Oestheim mansum“. Dies gehörte seit dem 11./12. Jh. zur Grafschaft Berg, seit 1380 Herzogtum Berg*b genannt.

1806 wurde Berg als Großherzogtum Berg ein französischer Satellitenstaat. Dieser stand ab 1814 unter preußischer Verwaltung (Generalgouvernement Berg). 1815 wurde die Provinz Jülich-Kleve-Berg dem preußischen Königreich angegliedert. 1822 kam es zur Vereinigung mit der Provinz Großherzogtum Niederrhein, genannt Rheinprovinz.

Die preußische Urkatasterkarte von 1826 unten verzeichnet die Grundstücke mit ihrer Nutzung und Bebauung. Das Kataster diente in erster Linie als Grundlage zur Erhebung der Grundsteuer. Daher wurden spätere Grenzänderungen und neu hinzugekommene Gebäude im Kataster und auch in dieser Karte nachgetragen (in rot statt in schwarz), sog. Fortführung/Fortschreibung.

Preußische Urkatasterkarte von 18261:

Ostheim Flur 1 - Flur 2
Merheim 1826 (Hauptkarte des Parcellarkatasters der Gemeinde/Gemarkung Merheim, Übersichtskarte)2
Die Karte von 1844 ist die preußische Uraufnahme, bei der das gesamte Königreich neu vermessen und kartiert wurde. Diese Karte bildet eine Bestandsaufnahme und wurde nicht fortgeführt (die nächste Aufnahme erfolgte erst 1893-95, preußische Neuaufnahme).3
Preußische Uraufnahme 1844

Die Karte von 1870 ist wiederum eine Bestandsaufnahme4:

Bestandsaufnahme 1870

 

Heute liegt Ostheim beiderseits der Rösrather Straße. Im 19. Jahrhundert bestand es aus einer nördlich dieser Straße liegenden, winzigen Siedlung und dem südlich gelegenen Hardtgenbuscher Hof mit nicht mehr als 80 Einwohnern. Von denen haben sicher 30 Menschen auf den Gütern Zehnthof, Tonneshof sowie dem Hof Hardtgenbusch gelebt. Das Ortszentrum lag östlich der Frankfurter Straße und nördlich der Rösrather Straße. Das winzige Häuschen, das an der Einmündung zur Gernsheimer Straße, gegenüber der Zehnthofstraße eingezeichnet ist, könnte schon damals bestanden haben. Vielleicht ist es in Zusammenhang mit einer Straßengeldbarriere zu sehen, die dort auf der Preußischen Urkatasterkarte eingezeichnet ist (Rechtsrheinisches Köln, Jahrbuch 22, Köln 1996, Hrg.: Geschichts- u. Heimatverein Rechtsrheinisches Köln e.V.5).

Die Geschichte Ostheims geht auf einen Zehnthof zurück, um den sich, im Bereich der heutigen Zehnthofstraße, erste bescheidene Dorfstrukturen entwickelten. Der Name des Hofes leitet sich von der Tatsache ab, dass der Eigentümer das Zehntrecht in Ostheim innehatte.

Der Zehnthof brannte wahrscheinlich 1898 ab und wurde nicht wieder aufgebaut.
Ostheim war bis ins 19. Jahrhundert ein kleines Dorf mit wenigen Höfen. Ursprünglich war Ostheim eine kleine landwirtschaftlich geprägte Gemeinde, lag zwischen den Dörfern Ensen und Merheim und gehörte zur Bürgermeisterei Merheim, mit der es 1914 nach Köln eingemeindet wurde. Wie auch die Stadtteile Vingst, Höhenberg und Merheim profitierte der Ort vom industriellen Aufschwung in Kalk und Mülheim, der die Einwohnerzahl enorm ansteigen ließ. Vor allem die in den Fabriken beschäftigten Arbeiter wohnten dort.

1907 Gründung des katholischen Arbeitervereins Ostheim

 

1914 wurde Ostheim Teil Kölns.

Bereits zehn Jahre vor der Eingemeindung hatte die Stadt Köln mit dem Bau eines Elektrizitätswerks erstmalig auf Ostheimer Gebiet Fuß gefasst. Das Elektrizitätswerk versorgte die rechtsrheinischen Vorortbahnen mit Strom, die das Umland mit der Großstadt verbanden (Stefan Pohl, Georg Mölich, Das rechtsrheinische Köln, Seine Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart, Seiten 135 -137 Ostheim6).

Im Jahre 1937 eröffnete die Wehrmacht einen Militärflughafen, dessen Anlagen bis zum heutigen Neubrück reichten. Da der Flughafen Wahn nur etwa 10 Kilometer weit entfernt lag, sahen die Alliierten im Jahre 1945 keine Notwendigkeit, den Flughafen zu erhalten. Die angrenzenden Kasernengebäude wurden und werden daher vom städtischen Krankenhaus Merheim genutzt oder abgerissen.

Die Anfang der 1930er-Jahre rund um die Saarbrücker Straße erbaute Ein- und Zweifamilienhaussiedlung war das erste einheitlich strukturierte Wohngebiet des Stadtteils, Wohnvorort von Köln für die Industriestandorte Mülheim und Kalk. Der Bau der Siedlung war erforderlich, da für die besserverdienenden Angestellten der Fabriken in den benachbarten Industriestandorten vor Ort nicht genügend Baugrund für höherwertigen Wohnraum vorhanden war. 

Dem Bedarf an benötigtem Wohnraum nach dem Zweiten Weltkrieg konnte in Ostheim durch die vielen ländlichen Flächen nachgekommen werden. In den Jahren 1950 bis 1980 verdreifachte sich die Bevölkerung, auch wegen der Flüchtlinge aus dem 2. Weltkrieg. Ostheim blieb weiterhin ein beliebtes Wohngebiet für die Industriestandorte in Mülheim und Kalk. Es entstanden Familienhaussiedlungen. Mit dem Bau der Postsiedlung (Häuser an der Westseite der Frankfurter Straße bis zur Saarbrücker Straße), des Badischen Viertels, des Bergstraßenviertels und der Sozialsiedlung Alter Deutzer Postweg (1959) sowie der alten Siedlung Buchheimer Weg (GAG 1960, heute „GAG Immobilien AG“) wuchs die Bevölkerungszahl in 10 Jahren (1950 – 1960) von 3.000 auf ca. 9.000 Einwohner. Nachdem die Einwohnerzahl seit den 1980er Jahren stagniert hat, stieg sie durch das neue Wohngebiet im südwestlichen Stadtteilbereich, dem Waldbadviertel, wieder an (ab 2012).

Saarsiedlung, Badisches Viertel, Bergstraßen-Siedlung:

Ab den 1950er-Jahren wurde der Bau dieser Wohngebäudeart in den angrenzenden Gebieten mit dem Badischen Viertel (1956) und dem Bergstraßenviertel (1959) fortgesetzt. Als Namensgeber für die Straßen der einzelnen Viertel dienten saarländische, badische sowie an der Bergstraße gelegene Städte.

Im Jahr 2022 verzeichnet Ostheim rund 14.000 Einwohner*innen.

Veedel*a = (Stadt-)Viertel im unmittelbaren Umfeld

Grafschaft/Herzogtum Berg*b: Herrschaftssitz Burg Berge in Altenberg